Es macht 365 Tage im Jahr Freude, Milch zu produzieren

27.10. 2025 mooh

Markus Bachofner, Meisterlandwirt aus Fehraltorf, hat eine lange Vorstandskarriere hinter sich. Gestartet bei der IG Biomilch, über den Biomilchpool bis zur heutigen PV Suisse Biomilch hat er viel erlebt. Sein kurzes Fazit: Schon vor dem offiziellen Zusammenschluss mit mooh haben sie die positive Preisentwicklung gespürt.

Wieso hast du dich so stark in den Vorständen engagiert?

Die Biomilchproduktion hat mich immer sehr interessiert und ich wollte mich dafür einsetzen. Als ich damals angefragt wurde, sagte ich natürlich sofort Ja.

Die Biomilchproduktion entwickelte sich und im Jahr 2000 wurde der Biomilchpool gegründet. Was sprach aus deiner Sicht dafür?

Der Biomilchpool gehörte zu 100% den Bauern und wurde auch von vier Bauern geleitet. Das Ziel war, die Milch gemeinsam besser zu verkaufen.

2014 kamst du dann in den Vorstand und hast direkt das Präsidium übernommen. Wieso?

Als Präsident war es mir möglich, direkt an den Milchpreisverhandlungen mit den Abnehmern dabei zu sein. Ich wollte die Zusammenhänge kennenlernen, wieso wir es nicht schaffen, mehr herauszuholen.

Warum konntet ihr nicht mehr herausholen?

Es zeigte sich, dass jeweils bei einem kleinen Angebotsüberhang der Preis sofort sank. Die andere Richtung, also zu wenig Milch, war dann aber immer ein harter Kampf und es ging niemals so schnell hinauf wie herab. So wurde uns dann auch klar, dass wir stärker werden müssen.

Wie ist das gelungen?

Wir haben verschiedene Zusammenarbeitsmöglichkeiten mit Organisationen geprüft. Wir merkten aber schnell, dass wir mit der mooh Genossenschaft die beste Option haben – denn auch sie gehörte den Bauern und im Verwaltungsrat sind hauptsächlich Milchproduzenten. Für uns war wichtig, dass die Produzenten direkt mitlenken und mitgestalten können. Wir wollten eigenständig bleiben und das Gebiet passte perfekt.

Wie schnell ist der gewünschte Effekt, also eine Preissteigerung, eingetreten?

(schmunzelt) Eigentlich schon vor dem Zusammenschluss. Die Integration fand per 1. April 2018 statt. Als wir im November 2017 für das Folgejahr mit unseren Kunden bereits gemeinsam mit der mooh verhandelten, stieg der Preis sofort um 3 Rp./kg. Hinzu kamen dann noch die tieferen Transportkosten dank der Gebietsüberlappungen.

Aber du warst nicht mehr Präsident…

Ja, das war aber auch gut so. Boris Beuret, heute SMP Präsident, hatte damals das Präsidium der mit der Integration in mooh gebildeten PV Suisse Biomilch übernommen. Er war damit dann auch das Bindeglied zum Verwaltungsrat der mooh. Ich war Vizepräsident und übernahm so noch einige Aufgaben. Heute ist Daniel Studer, ebenfalls VR mooh, Präsident und stellt die Verbindung sicher. Zudem haben wir mit Stefanie Spycher-Gass seit diesem Jahr eine Frau im Vorstand, was uns sehr bereichert. Ich bin gespannt, wer nächstes Jahr für mich kommen wird.

Das heisst, du gibst den Rücktritt an der nächsten Generalversammlung?

Genau. Ich werde auch auf dem Betrieb zuhause kürzertreten. Heute habe ich mit meinem Sohn Ueli eine Generationengemeinschaft, ab 1. Januar 2026 wird Ueli allein die Leitung übernehmen. Natürlich werde ich auch weiter auf dem Betrieb arbeiten, ich habe aber noch andere Verpflichtungen zum Beispiel als Gemeinderat.

Wenn du nun auf deine lange Zeit in der Biomilchproduktion zurückblickst: Was hat sich am stärksten verändert?

Die Umstellung auf Bio wird immer schwieriger. Sie war 2003 bei uns schon anspruchsvoll, aber viel einfacher als heute. Man hat zwei Jahre Umstellphase, welche einschneidend sind. Natürlich ist das auch etwas ein Schutz für den Biomarkt, aber wenn man bedenkt, dass zusätzlich noch Wartelisten beschlossen werden können und man als Umsteller dann noch ein halbes Jahr auf viel Einkommen verzichten muss, ist das schon hart. Allgemein steigen die Anforderungen an die Biomilchproduktion immer weiter.

Hast du das auf deinem Betrieb gemerkt?

Bei uns hat sich nicht viel verändert. Unser Laufstall ist von 1974 – hier mussten wir einfach das Interieur anpassen. Und wir haben heute etwas mehr Kühe als früher.

Wie schätzt du die zukünftige Entwicklung der Biomilchproduktion in der Schweiz ein?

Ich glaube, dass es aktuell in einem Optimum läuft. Es wird wahrscheinlich keine riesige Ausdehnung der Produktion mehr geben und wir bleiben bei 10 bis 15 Prozent der Gesamtmilchmenge. Was in den Läden wirklich gekauft wird, hängt von so vielen Faktoren ab und ich glaube nicht, dass sich das noch stark ändern wird. Und aus meiner Sicht müssen wir mit unserem Preisniveau nicht für den Export produzieren.

Trotzdem ist Export auch bei Biomilch im Frühling ein Thema…

Ja genau, aber da ist auch der Preis tiefer und das Angebot gross. Es ist wichtig, dass wir innovative Partner haben, die exportieren können, wenn es nötig ist. Das hält das Preisniveau oben.

Die Situation auf dem Milchmarkt ist ja aktuell allgemein nicht einfach. Wie spürst du das auf deinem Betrieb?

Ich sehe das nur, wenn ich das mooh Produzenten-Info lese. Auf dem Betrieb selbst spüre ich es eigentlich gar nicht. Die Milch wird immer noch alle zwei Tage abgeholt, ich erhalte meinen immer noch guten Preis und auch die Aussichten sind in der Biomilch in Ordnung.

Das klingt optimistisch…

Das bin ich auch. Es war schon immer so, dass es einmal schwierige Zeiten gab, aber das ändert sich wieder. Ein gutes Beispiel ist hier Corona: Vor Corona hatten wir Wartelisten eingeführt und sehr viel Respekt davor, wie viel Biomilch es gab. Dann kam Corona und es gab eine riesige Nachfrage. Ein weiteres Beispiel sind die Fütterungsrichtlinien, die vor kurzem angepasst wurden. Man hatte grosse Angst – passiert ist aber eigentlich nichts. Es gleicht sich immer wieder aus, was spannend und auch schön zu sehen ist.

Wenn du also nun auf die 7 Jahre bei mooh zurückblickst – bist du zufrieden?

Ja sehr, die Preisschritte, welche die Branche beschlossen hatte, konnten wir immer durchziehen und den Bauern weitergeben. Ich denke, das Entscheidende war das Bündeln des Angebots.

Und zum Abschluss: Wieso sollten Junge in die Milchproduktion einsteigen?

Es macht 365 Tage im Jahr Freude. Es ist eine Berufung und so schön, mit diesen Tieren zu arbeiten. Wichtig ist natürlich trotzdem, dass man nicht 365 Tage arbeitet und eine gute Lösung für freie Tage findet. Und in der Schweiz hat die Milchproduktion sowieso Zukunft: Wir sind ein Grasland und eine Milchkuh ist wirklich effizient!